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Mythen beim Weingenuss

Adult Hispanic brunette in smart casual clothes smelling white wine with closed eyes during degustation session on terrace on sunny day, Model released, Property released DavidMunoz_WineTasting_89.jpg Copyright: xDavidxMunozx

Wer diese Wein-Mythen kennt, sichert sich sein „Plus an Genuss“

Es gibt Dinge, die sollte man über Wein wissen, um Freude am Genuss zu haben. Leider gibt es aber erstaunlich hartnäckige Mythen, die zwar jeder schon mal gehört hat – die dennoch kompletter Unsinn sind. Hier ein paar besonders verbreitete davon. 

Dafür, dass Wein gar nicht so leicht zu erzeugen ist, gibt es ihn schon unglaublich lange: Vor ca. 8.000 Jahren ist man in Mesopotamien – ein Gebiet, gelegen an Euphrat und Tigris, heute zwischen Iran und Syrien – erstmals auf den Trick kommen, aus Trauben ein wohlschmeckendes Getränk zu gewinnen. Und zwar eines, dass noch dazu ziemlich gut für die Stimmung ist. Hierzulande haben wir den Weingenuss zwar erst den Römern zu verdanken. Aber auch seit damals sind ja schon ca. 2000 Jahre den Lauf der Geschichte hinuntergeflossen.

Angesichts all dieser Jahrtausende ist es kein Wunder, dass sich um das Getränk zahllose Geschichten ranken. Manche charmant-kurios: Angeblich wurde Johann Wolfgang von Goethe bereits als Neugeborener in warmem Wein gebadet. Kein Wunder also, dass er dem Rebensaft in seinen Werken weit über hundert Mal literarisch gehuldigt hat.

Viele Mythen sind jedoch genau das: Längst überholter Quatsch, der auch nicht dadurch wahrer wird, dass man ihn immer wieder neu durchkaut. Und wer einige von ihnen kennt, hat einfach viel mehr Freude am Weingenuss. Hier ein paar besonders verbreitete:

Mythos 1:  Wein wird mit dem Alter immer besser

Manche Weine, die jedoch dafür geeignet sein müssen, können für einige Jahre besser werden. Sie reifen. Aber auch das hat seine engen Grenzen. Tendenziell Rotweine eher als Weißweine, hochprozentige Premiumweine eher als der 7-Euro-Primitivo von der Tanke. Ob ein wenig Zeit im Keller (der noch dazu dafür geeignet sein muss) dem Wein guttut, erfahrt ihr vom Händler des Vertrauens. Säure, Tannine, Alkoholgehalt, Machart – vieles spielt hier hinein. Und auch dann reden wir meistens über 3-5 Jahre maximal. Ein gutes Tröpfchen einfach mal 20 Jahre in den warmen Heizungskeller stellen, geht todsicher schief.

Mythos 2:  Weine mit Schraubverschluss taugen nichts

Kork ist ein erstaunlich teurer Rohstoff, der noch dazu seine Macken hat. Selbst wenn er natürlich eine sehr edle Form des Verschlusses darstellt. Aber über die Qualität des Weines sagt er erstmal nichts aus. Es gibt – speziell im Bereich des Weißweins – fantastische Tropfen, die aus Gründen von Umwelt, Kostenbewusstsein und Praktikabilität mit einem Schraubverschluss daherkommen. Na und? Letztlich zählt nur der Inhalt.

Die Wahrheit ist: Vor allem in Deutschland neigen viele noch dazu, bei etwas anderem als Kork snobistisch die Nase zu rümpfen. Andere Länder – z.B. USA, Australien und Neuseeland – sind da schon viel weiter. Und aus gutem Grund. Der Naheliegendste: Eines wird ein guter Wein mit Schraubverschluss nämlich garantiert nie – geschmacklich korken. Was einem bei traditionellem Korkverschlüssen leider immer wieder mal passieren kann.

Mythos 3: Schnell aufgemacht die Flasche – und der Wein kann atmen

Einem Rotwein (manchmal übrigens auch Weißwein) ein bis zwei Stündchen Sauerstoff zu gönnen, bevor man ihn eingießt, kann durchaus eine prima Idee sein. Nur das reine Öffnen genügt leider nicht. Damit ein guter Tropfen mit Sauerstoff reagieren kann, braucht er eine gewisse Oberfläche. Karaffe oder Dekanter können hier eine gute Idee sein. Wer jedoch eine simple Lösung sucht, gießt sich einfach schon mal ein solides Glas ein. Genug, dass der Weinpegel in der Flasche unterhalb des Flaschenhalses steht. Hier hat er dann genug Oberfläche, dass die Reaktion mit dem Sauerstoff anlaufen kann.

Mythos 4: Rote Trauben werden zu Rotwein, grüne Trauben zu Weißwein

Die endgültige Farbe des Weines hat mit den Trauben nahezu nichts zu tun. Traubensaft ist zunächst fast immer weiß, egal welche Farbe die Traube hatte. Es sind die bei der Herstellung von Rotwein eingesetzten Traubenschalen, die über seine rote Farbe entscheiden. Grundsätzlich kann man also aus roten Trauben Weißweine machen – und ebenso umgekehrt.

Mythos 5: Rotwein zu rotem Fleisch, Weißwein zu weißem Fleisch

Um es kurz zu machen: Totaler Quatsch. Die Wahl des perfekten Weines zum jeweiligen Gericht ist zwar in der Tat eine Herausforderung, die auch in der Spitzengastronomie immer wieder aufs Neue diskutiert wird. Aber für den Hausgebrauch gilt die simple Grundregel: Erlaubt ist, was schmeckt. Und das ist nun mal eine extrem individuelle Entscheidung. Wer also zu seinem Hühnchen unbedingt ein Glas Cabernet Sauvignon genießen will – warum denn nicht?

Auch wenn sich hier ein paar Experimente durchaus lohnen können. Gegensätze bei Speis und Trank können genauso zum geschmacklichen Ziel führen, wie ein Spiel mit Säure & Intensität. Na gut – ein einziger Tipp: Immer aufpassen, dass ein zartes Essen nicht von einem schweren Prozentbomber geschmacklich eliminiert wird. Aber wer nun mal darauf steht – auch okay.