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Der Gender Pay Gap – gleiche Arbeit für weniger Bezahlung? Nicht mit mir! 

Hast du schon einmal vom Gender Pay Gap gehört? Wir erklären dir, was es mit dieser Lohnlücke auf sich hat – und was du dagegen tun kannst!
Hast du schon einmal vom Gender Pay Gap gehört? Wir erklären dir, was es mit dieser Lohnlücke auf sich hat – und was du dagegen tun kannst! (Shutterstock/Ink Drop)

Stell dir vor, du arbeitest dieselbe Schicht wie deine Kolleg:innen, hast die gleichen Qualifikationen und dieselbe Anzahl an Urlaubstagen, jede*r von euch bedient die gleichen Maschinen, hebt die gleichen Kisten oder schickt ähnliche E-Mails ab – und trotzdem bekommt ihr nicht das gleiche Gehalt am Ende des Monats überwiesen! Klingt doch irgendwie unfair, oder?  

Tatsächlich ist dieses Szenario Realität und wird Gender Pay Gap genannt. Und er betrifft 50% der Weltbevölkerung – und das sind doch ganz schön viele Menschen! Deswegen solltest du auf jeden Fall wissen, was es damit auf sich hat und wie du – egal, ob davon betroffen oder nicht – einen Beitrag leisten kannst, um diese Lücke zu schließen. 

Allgemeine Aufklärung über den Gender Pay Gap 

Der Gender Pay Gap ist der Unterschied im Durchschnittsgehalt zwischen Männern und Frauen. In vielen Ländern verdienen Frauen für die gleiche Arbeit oder für Arbeit von gleichem Wert weniger als Männer. Die Gründe hierfür sind vielfältig und oft tief in der Gesellschaft verwurzelt. Dazu gehören Aspekte wie Berufswahl, traditionelle Rollenmuster, direkte Diskriminierung am Arbeitsplatz und Unterschiede in der Verhandlungsfähigkeit und -bereitschaft. 

Zahlen zum Nachdenken gibt es genug. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienten Frauen in Deutschland im Jahr 2020 durchschnittlich 18% weniger als Männer. Der bereinigte Gender Pay Gap, bei dem Unterschiede in Berufswahl, Branchen und Arbeitsumfang herausgerechnet werden, betrug immer noch etwa 6%. Dies zeigt, dass selbst bei ähnlichen Bedingungen immer noch eine Lücke besteht. 

Was kannst du also tun, um diese Gender Pay Gap zu schließen? 

1. Informiere dich und andere: 

Wissen ist Macht. Je mehr Menschen über den Gender Pay Gap Bescheid wissen, desto größer ist der Druck auf Unternehmen und Politik, etwas zu verändern. Dabei leistest du auch schon deinen ersten Beitrag – während du diesen Artikel hier liest! 

2. Fördere Gleichstellung am Arbeitsplatz: 

Setze dich für eine faire Bezahlung und transparente Gehaltsstrukturen ein. Das kann bedeuten, deine HR-Abteilung auf das Thema anzusprechen oder in deinem Netzwerk Diskussionen darüber anzustoßen. Du kannst dich aber auch an Gremien innerhalb deiner Firma wenden. In größeren Firmen gibt es meist auch extra Mitarbeiter:innen-Vertreter, wie Betriebsräte oder Personalräte, an welche du deine Themen auch anonym weitergeben kannst. 

3. Werden aktiver Teil von Netzwerken:

 Natürlich kannst du auch ein aktiver Bestandteil dieser in Punkt zwei angesprochenen Verbände werden! Dafür musst du dich in deiner Firma in den Betriebs-, oder Personalrat wählen lassen. Oder du suchst gezielt nach einer Einstellung als Gleichstellungsbeauftragte Person (m/w/d). 

4. Bilde dich weiter: 

Qualifikationen sind ein wichtiger Faktor, um in der Gehaltsverhandlung zu bestehen. Nutze Weiterbildungsangebote und erhöhe so deinen Marktwert. Frage auch gerne deine:n Vorgesetze:n nach Weiterbildungsmöglichkeiten. Viele Firmen fördern die Initiative der eigenen Mitarbeiter:innen, indem sie die Fortbildungen teilweise oder sogar komplett bezahlen. 

5. Ermutige Gehaltstransparenz: 

„Über Geld spricht man nicht!“ – Jaja, offene Gespräche über Gehälter sind in vielen Kulturen ein Tabu und auch in Deutschland wird die Thematik gerne abgewunken. Aber Transparenz ist der erste Schritt zur Gleichheit. Natürlich ist es dabei wichtig, niemanden zu einem derartigen Gespräch zu zwingen, aber mit ein wenig Verständnis für dein Gegenüber, wirst auch du Verständnis für dein Interesse bezüglich der Entlohnung erhalten. Und sicher auch, wenn du erwähnst, warum du daran so interessiert bist. 

6. Verhandele selbstbewusst: 

Du bist schon das X-te Jahr in Folge bei deiner Firma angestellt und erhältst anstatt einer saftigen Gehaltserhöhung nur einen kräftigen Handschlag und ein „Weiter so“? Dann ist es jetzt auch Zeit für sich einzustehen! Lerne, für dein Gehalt zu verhandeln, und ermutige auch andere, das Gleiche zu tun. Setze bei Verhandlungen deinen Gehaltswunsch fest und erkläre gut, wieso du diesen verdient hast. Sind es die zahlreichen Überstunden, die du ohne Kommentar auf dich nimmst oder die plötzlichen Krankheitsausfälle, für die du einspringst? Das kannst du natürlich alles bei dem Gespräch erwähnen. 

7. Nimm dir das Gesetzt zur Hilfe:

Das Entgelttransparenzgesetz hilft dir, mehr über die Gehälter in deinem Unternehmen zu erfahren, vorausgesetzt, es hat mehr als 200 Mitarbeiter. Du kannst über den Betriebsrat Informationen anfordern, um zu sehen, ob Kollegen des anderen Geschlechts in ähnlichen Positionen vielleicht anders bezahlt werden. Diese Infos bekommst du als Durchschnittswerte, aber nur, wenn in deiner Vergleichsgruppe mindestens sechs Personen sind. Obwohl das Gesetz da ist, gibt es immer noch eine spürbare Lücke bei der Bezahlung zwischen Frauen und Männern. 

Der Gender Pay Gap – Abschließend ist zu sagen: 

Der Gender Pay Gap ist nicht nur ein „Frauenproblem„. Es ist ein wirtschaftliches und soziales Problem, das uns alle betrifft. Männer haben hier ebenso eine Rolle zu spielen, sei es als Kollegen, Vorgesetzte oder Partner, die für eine gerechte Entlohnung aller einstehen. Bei dem Ausgleich des Gender Pay Gap geht es nicht darum, dass Frauen auf einmal mehr Gehalt bekommen sollen, als ihre männlichen Kollegen – es geht lediglich darum gleiches Entgelt für gleiche Arbeit zu erhalten. Und das unabhängig des Geschlechts! Denn letztendlich profitieren wir alle von einer Gesellschaft, in der jeder Mensch nach seiner Leistung und nicht nach seinem Geschlecht bewertet und bezahlt wird.